~ Batsu Geemu* – Staffel 2 ~

Mittwoch, der 23. September

Endlich ist es soweit! Batsu Geemu, das Spiel mit der ultimativen X-Garantie! Endlich ist sie da, die neue Staffel, nach zu verfolgen in allen Internetbrowsern unter www.nami-in-japan.blogspot.com! Mit noch krasseren X für ein X-haftes Erlebnis, wie Sie es noch nie kannten. Lassen Sie sich entführen in die unglaubliche Welt der Batsus und verfolgen Sie die Pechsträhne der verzweifelten Nami!

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Man kommt endlich nach einer weiteren recht langen Anfahrt per Zug vom Narita Flughafen aus im Wohnheim an. Es ist 23 Uhr. Wir rechnen:
23 Std – 7 Std (Zeitunterschied) + 24 Std. – 14,5 Std
= 25,5 Std.
Innerhalb dieser Zeit gönnte ich mir noch 4 Std. unruhigen Schlafes im Flugzeug mit anschließendem Krampf im Nacken.
Was wünscht man sich wohl nach so einer Tour? Richtig, ein frisches, kuscheliges, weiches Bettchen.

X
Oo“ - Batsu Nr. 1

Das, was da in meinem Zimmer als Bettwäsche bereitlag, war wohl wirklich Wäsche, u.zw. im eigentlichen Sinne. Eine Winter- und eine Sommerdecke zusammen mit weißen Bezügen, Lacken und einem Kissen.



Xx
Oo“ - Batsu Nr. 1,5

Das Office im Eingangsbereich hatte, nachdem die Mitarbeiter uns eben noch empfangen und die Zimmer zugewiesen hatten, geschlossen. Nach 23 Uhr ist das auch kein Wunder.

Ich improvisierte und benutze die nicht bezogenen Decken als Unterlage auf dem harten Holzbettkasten. Das Kopfkissen war wieder einmal eine Wohltat für den Nacken. Das macht den Gesundheitskissen in Deutschland wirklich Konkurrenz. Am nächsten Tag wies ich unsere Betreuerin Angela, die Frau des Wohnheim-Managers darauf hin und schwups, ließ sie ihren Mann die Bettwäsche hoch in den 3. Stock in mein Zimmer tragen, mit dem Kommentar "oh, I'm really sorry, this shouldn't be there.". Wohl gemerkt war das neue Bettzeug eingetütet. Frisch aus der Reinigung eben. ^^


An diesem Tag fuhren wir auch nach Shinjuku. Auf unserem Aktionsplan stand unter anderem auch die Citybank, da ich mein extra in bar mitgebrachtes Geld umtauschen lassen wollte. Am Flughafen hatte ich den Abend zuvor das Glück, dass der Geldwechselschalter direkt nachdem Erik sich zum Umtauschen hingestellt hatte, schließen wollte. Auf einmal hüpfte ein Japaner vor mir herum und versuchte mir kenntlich zu machen, dass ich da nicht mehr ran konnte. Er deutete auf seine Uhr: Es war bereits 19 Uhr. Aber das ist ok, ist ja nicht der letzte Tag und ich hatte noch Bargeld von meinem letzten Aufenthalt dabei.

XX
Oo“ – Batsu Nr. 2

Nami startet nun ihren zweiten Versuch. Um 16:20 Uhr steht das Warabi-Vierergespann (Stefan, Liane, Erik und ich) im Vorraum der Citybank in Shinjuku. Die Vorhänge sind zu, man kann hinter ihnen nur noch die Füße des Sicherheitspersonals hervorgucken sehen. Den Öffnungszeiten konnte ich entnehmen, dass die Bank vor 20 Minuten geschlossen wurde. In Deutschland hatte man zu diesem Zeitpunkt gesagt: „Ok, dann gehe ich eben Montag hin.^^“

XXx
Oo“ - Batsu Nr. 2,5

Angeschmiert! Wir sind ja in Japan. Und Japaner haben hier das Glück, dass ihnen nächste Woche die Silver-Week bevorsteht. Das bedeutet Montag, Dienstag und Mittwoch sind offizielle Feiertage. Und auch wenn andere Läden ihre Öffnungszeiten hier selbst bestimmen können, sich an solchen Feiertagen in Aussicht ihres Umsatzes die Hände reiben, so haben sich eben diese Banken, Behörden und Ämter an diese Feiertage zu halten.

Aber noch ist nicht alles verloren. Dann heb ich eben gleich Geld in der japanischen Währung ab und erledige den Umtausch später.

XXX
Oo“ – Batsu Nr. 3

Nami steht im Konbini namens Seven Eleven, da wo sie vor einem halben Jahr auch immer ihr Geld mit der Maestro-Card abgehoben hatte. Der Automat nimmt die Karte, fragt den Pin ab, danach den Geldbetrag. Zurück gibt er mir die Karte und eine Quittung, aber KEIN GELD. -.-# Auf dem Bildschirm wird mir dann angezeigt, meine gerade mal einen Monat alte Geldkarte währe ungültig, Punkt:

Automat: „Invalid Card.“ Ú.ù
Nami: “Wtf?!” oO#

Wir stellen diesen Kommentar mal so in den Raum. Was mich an dieser Situation erschreckt hatte, war, dass ich eine Quittung aber kein Geld in der Hand hielt. Wurde das Geld jetzt trotzdem abgebucht?!

Erst später bemerkte ich, dass auch auf der Quittung der Vermerk „Invalid Card.“ geschrieben steht. Ich legte sie als Beweismittel vorsichtshalber zu den Akten.Auch weitere Versuche an anderen Automaten führten zum selben Ergebnis. Ein Hoch auf die eine Woche vor Aufbruch noch erhaltene Kreditkarte! Die Gebühren sind die gleichen und die Karte war gültig. Ich habe mich also nicht zu dämlich angestellt.

So hat nun die Visa-Karte, welche ich für absolute Notfälle mitgenommen hatte, schon in der ersten Woche ihren Dienst erwiesen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie ich sonst dagestanden hätte.Was die Ungültigkeit der EC-Karte betrifft, so habe ich meine Bank informiert. Es wird vermutet, dass dessen Magnetstreifen beschädigt oder durch andere Magneten entladen wurde. Ich vermute es hat etwas mit dem Flug zutun, da die Karte ja vorsorglich in einer kleinen Mappe aufbewahrt war. Vielleicht war es die Klimaanlage unterm Sitz, wo mein Rucksack lag, oder das Gepäck meines Nachbarn. In jedem Fall wird mir eine neue Karte zugesandt werden.


*Batsu-geemu = X-Game; Das Batsu(X) wird in Japan als Symbol für einen Fehler oder für etwas negatives, einen Misserfolg/-geschick oder ähnliches verwendet

Das Wohnheim DK House Warabi

Dienstag, der 22. September

Da am heutigen Tag nix ansteht und das Wetter auch nicht so besonders freundlich drein guckt, werde ich die Gelegenheit nutzen einige Worte über das Wohnheim zu verlieren. Natürlich war da die Sache mit dem Bettzeug, kann passieren, das ist inzwischen Geschichte.


Ich muss zugeben, zu Beginn war ich ein klein wenig verdutzt, man bedenke die hohen Mietkosten und dazu die Tatsache, dass wir weder über eine eigene Dusche verfügen, noch über ein eigenes WC oder gar ein Waschbecken, geschweige denn eine eigene Kochmöglichkeit. Hinzu kommt, dass das Haus ein bisschen älter ist. Inzwischen sehe ich die Sache ganz anders. Sicherlich soll es auch, wie ich gehört habe, günstigere Unterbringungen für Sophia Studenten geben, welche noch zentraler gelegen sind und wo man auch ein eigenes Bad im Zimmer mit inbegriffen hat.

Unser DK House Warabi hat jedoch auch einige Vorteile:Die Bäder und Duschen werden täglich gereinigt. Es mag zwar alles ein bisschen älter sein, aber es ist verhältnismäßig sauber.

Wie in vielen anderen Häusern auch, müssen hier in der Eingangshalle die Schuhe gegen Hausschuhe gewechselt werden. Jeder hat ein Schuhfach, in das er auch seine Post hineingeworfen bekommt (außer Pakete natürlich xD).

Sicherlich ist das mit der gemeinschaftlichen Nutzung immer so eine Sache, wenn andere ihren Kram in der Küche stehen lassen und trotzdem kommt man sich hier nicht in die Quere, sondern hat viele Möglichkeiten einander kennenzulernen. Neben der Großküche im Erdgeschoss befindet sich ein großer Gemeinschaftsraum mit mehreren Esstischen, Couches und einem großen Flachbildfernseher. Seit kurzem haben wir da unten sogar einen Billardtisch und eine Tischtennisplatte!^___^ (Bild oben rechts: die kleinere Küche, rechts neben diesem Raum befindet sich die Großküche)

Duschen und Toiletten sind vollkommen ausreichend, es ist mir noch nie passiert, dass ich irgendwo hätte Schlange stehen müssen. Bevor man in den Toilettenraum stolziert, müssen hier nochmal die Hausschuhe gegen WC-Slipper getauscht werden. Typisch japanisch eben. Man hat außerdem Waschmöglichkeiten inklusive Trockner im Haus, das kostet zwar ein wenig Geld ist aber vollkommen unkompliziert.









Nicht in jedem Wohnheim darf man wie hier Besuch empfangen. Gleichgeschlechtlicher darf bei vorheriger Anmeldung sogar im Zimmer mit übernachten. Sollten wir mal fix zum Einkaufen fahren wollen, so können wir uns ein Fahrrad ausleihen. Wenn es regnet, stehen Regenschirme bereit. Natürlich gibts gleich im Haus auch ein paar Getränkeautomaten die vergleichsweise günstig Getränke verkaufen. Über 100 Yen für 500 ml Pepsi kann man sich nicht beschweren.

Was wir hier noch so schönes haben: Eine gemütliche Lounge im Ergeschoss nahe dem Eingang mit Ausblick auf einen versteckten mini-pseudo-Steingarten; sowie einen kleinen Tatamiraum. Dort fand unter anderem unsere Einweisung in die Wohnheimangelegenheiten statt. Natürlich darf dieser Raum nur barfuß betreten werden.

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Soweit ich gehört habe, haben wir hier im DK House wohl die größten und schönsten Zimmer, Südseite wohlgemerkt. Mitunter verfügt man sogar über einen eigenen Balkon und gleich an dieser Hausseite befindet sich der lange Pfad mit den vielen Kirschbäumen.


Das Haus verfürgt über insgeseamt 4 Stockwerke. Stockwerk 1 und 4 ist für die männlichen Bewohner die beiden mittleren Stockwerke für die weiblichen gedacht. Die Duschen befinden sich im Erdgeschoss, es gibt je einen Duschraum für Männlein und Weiblein. Auch in den Duschräumen müssen die Hausschuhe ausgezogen und gegen Badelatschen getauscht werden. Da alle Zimmer auf der Südseite gelegen sind, ist der lange Gang durch die vielen Fenster immer von Licht durchflutet und an warmen Tagen angenehm kühl, sodass man sein Zimmer bei offener Tür abkühlen kann, ohne von der zimmereigenen Klimaanlage Gebrauch machen zu müssen. (Ich selbst habe von der Klimaanlage bis jetzt erst einmal Gebrauch gemacht, als ich kein 100-Yen Stück übrig hatte um meine Bettwäsche im Trockner zu trocknen.)
Verglichen mit dem Gang im Wohnheim in Hiyoshi, wirkt dieser Gang nicht wie eine Aufnahme aus einem Horrorfilm. Zum Abschluss hier traditionellerweise wieder ein Gangbild:
Alles in allem ist meine Unterbringung hier doch nicht so schlecht, wie ich anfänglich den Eindruck hatte. Yokatta, ne! ^-^v

~ 11 Stunden lang an der Zeit vorbeigezogen ~

Wir schreiben Freitagabend, den 18.09.2009 um kurz nach 17 Uhr.


…Moment!

Folgendes ist zu beachten: diese Uhr stammt aus Paris. Und wo befand diese Uhr sich um 17:03 Uhr nach Französischer Zeit. Wie unschwer an dem Holz darunter zu erkennen ist, liegt sie auf einem Tisch. Jener Tisch befindet sich fast 10 000 Kilometer entfernt von dem Regal im Souvenirshop, aus dem die Uhr genommen wurde: In Japan, genauer gesagt im DK House Warabi, in Saitama, einem Stadtteil im Norden von Tokyo.

Die Uhr ist also zusammen mit seinem Besitzer (das bin ich) 7 Stunden in die Zukunft gereist. Und um dies zu tun, brauchte die Uhr 11 Stunden – klingt äußerst seltsam, ist aber so. Zurück in die Zukunft war gestern. Nami fliegt nach Japan ist heute!
Man bedenke jedoch, dass diese Reise weit aus mehr als nur 11 Stunden in Anspruch genommen hat. Blicken wir zurück in die Vergangenheit – das gestrige Deutschland…

Um 19 Uhr sollte der Flug von Leipzig aus nach Paris starten. Als wir uns in die Höhe bewegten, wurde es draußen noch einmal für eine kurze Weile zum Tag, aber nur über den Wolken. Kaum setzte man zur Landung an, so tauchte man auch schon ein in die Dunkelheit über Paris. Es breitete sich ein Meer aus bunten Lichtern unter uns aus.
Der Flugplatz Charles de Gaule verfügt über stolze 8 Terminals und breitet sich über ein immens großer Terrain aus, sodass wir erst einen Bus und danach eine Art Bahn nutzen mussten. Dazwischen führten wir uns die großen Hallen, Souvenirläden, Playstation Spiele und schließlich die Japaner zu Gemüte, unsere Wegbegleiter für die nächsten ca. 11 Stunden.

Wir flogen gegen Mitternacht los, der Sonne entgegen, welche uns schon nach wenigen Stunden begrüßte um uns nach wenigen Stunden wieder zu verlassen. Zu einer Zeit, zu der ein deutscher Student gerade erst sein Frühstück begonnen hatte, landeten wir in Narita um wiederum festzustellen, dass wir am Abend landeten, genauso, wie wir es vor 11 Stunden in Paris taten. Da wir erst um 18 Uhr landeten, war zwar kein Abholdienst vom Wohnheim verfügbar, dafür bekamen wir eine Extrawurst. Kaum hatten Erik und ich die Einreisebürokratie hinter sich gebracht und den Backstage Bereich verlassen, trafen wir auf Annika und Shu. Und schon war unser Vierergespann vom letzten Frühjahr wieder komplett.

~ Hoch über Japan ~

Mittwoch, der 4. März

Die Hauptattraktion des Tages: Nach unserem Flug am 14. Februar statten wir heute wieder den höheren Luftschichten einen Besuch ab, diesmal um uns vom Tōkyō Tower aus einen Überblick über die Millionenstadt Tōkyō zu verschaffen. „Überblick“ ist dabei nicht gelogen, der Turm ist mit 333 Metern um genau 13 Meter höher als der Eifelturm in Paris. Mit einem verglasten Fahrstuhl ging es zunächst auf die erste Aussichtsplattform in 150 Metern Höhe. Bereits von dort aus meinte man höher als alle anderen Wolkenkratzer ringsherum zu sein. Aber es ging noch höher! Und zwar noch einmal 100 Meter. Nicht jeder wollte da mitkommen – zumal die Aussicht sich auch nicht mehr großartig änderte – irgendwann ist hoch eben einfach nur noch hoch und Shu wollte nicht noch einmal sterben…

So hoch wie der Turm war, so groß war auch das Einkaufszentrum direkt unter dem Turm. Es nannte sich nicht umsonst „Tower Town“. Dort stopften wir uns mit Essen voll. Nach der warmen Mittagsmahlzeit bis oben hin vollgestopft, machten wir gleich nochmal vor dem Tower an einem Crêpes-Stand halt – geht immer!

Bis aufs äußerste gemästet – hungern muss man hier in Japan definitiv nicht – stapften wir in Richtung Kaiserpalast los, um uns dort den scheinbar endlos großen Park anzusehen, ein selbst auf Satellitenbildern auffälliges, grünes Rechteck, welches sich mitten in der Tokyoter Downtown befindet, abgegrenzt durch einen großen Wassergraben und riesige Mauern. Sinn des Ganzen: Wir können sagen „Wir waren da!“, denn viel zu sehen gibt’s da ja nicht außer riesiger Mauern, einem Aussichtspunkt, einen von Kaiser Hirohito gepflanzten Wald, runde Büsche und Gelbanlagen (wollen wir mal optimistisch sein, vielleicht liegt es ja an der Jahreszeit...). Aber wir wollen mal nicht leugnen, dass das eine Menge Arbeit macht und vermutlich eine enorme Denkleistung bei der Anordnung etwaiger Bäumchen, Wege, Bäche, Büsche, Bambuswälder, Steine, Gelbflächen, Ausruh-Hüttchen und Getränkeautomaten erfordert und natürlich auch eine Menge an Menschen, welche hier regelmäßig harte Körperarbeit vollbringen – natürlich in großen Gruppen, wie z.B. diese kleinen, fleißigen, gelben Unkraut jätenden Heinzelmännchen:

Leider verhunste uns das Wetter die Wanderlaune. Da schon einige von uns mit Schnupfen und kalten Füßen zu kämpfen hatten, machten wir heut früher Schluss verstreuten uns schließlich in verschiedene Richtungen. Davor die gewohnte Leier: „Otsukaresama deshita!“ ^^*, jeder kommentiert, wie er nach Hause fahren wird, dann wird sich auf die Bahnhöfe und Gleise aufgeteilt und sich verabschiedet. Komischerweise gibt’s es immer irgendjemand, der zufällig mit zu den Piepsautomaten vor unserem Gleis kommt…schon fast drei Wochen hier und wir werden immer noch dermaßen behütet, dass wir auch ja den richtigen Gleis ansteuern und nicht in die falsche Bahn einsteigen…dabei wäre selbst so etwas hier in Tōkyō unbedenklich…fährt man halt wieder zurück und piept etwas später wieder ab. ^^

Mir ist wieder einmal aufgefallen, dass man in Japan wohlbehüteter zu sein scheint, als sonstwo…und das liegt definitiv nicht nur an unseren Japanischen Studenten - vielleicht aber daran, dass wir hier eigentlich nur tagsüber unterwegs sind. Oder die Kriminalität in Japan ist hier von einem ganz anderen Kalliber – ne andere Art…könnt auch sein, dass Japaner generell nicht kriminell zu Ausländern sind, vielleicht haben sie ja wirklich Angst. Oder sie sind einfach nicht kriminell. Allein gelassen wird man hier auch nicht und obwohl man Japan immer mehr Technikkram entwickelt und einführt, macht man wie in anderen Ländern nicht den Fehler und überlässt die Geräte den Menschen und sich selbst. Es steht immer irgendwo ein kleiner Mensch in irgendeiner Uniform herum, den man oft nicht einmal anzusprechen brauch, wenn etwas nicht stimmt, weil er dich 1. Die ganze Zeit beobachtet, 2. Sieht, wenn du ein Problem hast, 3. Dich auch ohne Worte versteht, weil Japaner ja Gedanken lesen. Inzwischen wissen wir auch, dass Japaner ganz normale Menschen sind, welche auch mal einfach an einem Schild stehend einschlafen können, einen Febel für Maskottchen haben und sich über die gleichen Späße amüsieren wie wir. Insofern, ein Hoch auf die Menschheit! Wir sind ja doch alle gleich, egal welchen Eindruck wir anfänglich zu haben scheinen. Hiermit revidiere ich feierlich alle eigenartigen Hintergedanken, welche bezüglich des Japanischen Völkchens aus den letzten Posts hervorgegangen sein mögen. Japaner sind ja auch kein homogenes Volk…

*sinngemäß: "Guten Arbeit!" Eine Floskel, wird verwendet, wenn man etwas vollbracht/durchgeführt/hinter sich gebracht hat. Damit macht man dem anderen deutlich, dass man die Bemühungen des anderen anerkennt.

~Andere Zeit andere Tiere ~ Japan, in Ueno mal ganz anders~

Dienstag, der 3. März

.Oo°~°o ~tschilp~ O.。o. .Oo°~pieps~°oO.。o. .Oo°~°oO.。o.PLOPP!

CUT!!!!!

Aus mit dem Frühlingstraum – nix mit schönem Wetter! Den Wetterberichten zufolge geht es wohl nochmal eine ganze Weile rückwärts was unser Wetter hier in Tōkyō betrifft. Mindestens eine Woche kein Sonnenschein und Schnee – und wenn kein Schnee, dann Regen - und wenn kein Regen, dann Niesel – und wenn kein Niesel, dann bleibt hier immer noch die kalte Zugluft übrig…ob vom Meer oder von der U-Bahn, wenn man mal wieder am Gleis herum steht…

Mein Regenschirm wird mir ein Treuer Begleiter sein – der hippe Schirm ist wohl zu sehr über sich hinausgewachsen und hat sich einfach verflüchtigt… zum Glück ist da noch mein weniger hipper aber dafür auch weniger eingebildeter Schirm, der mir trotz meines Seitensprunges an diesen Tagen wahre Treue erwiesen hat. 

Heute ging es nach Oberfeld…

Scherz! Ich werde jetzt nicht anfangen die Namen der Stadtteile von Tōkyō zu übersetzen! Obwohl es erstaunlich ist, dass man anhand der ganzen Namen erkennt, dass es gar nicht so lange Herr ist, als die Gegend hier noch nicht so eng, mit Gebäuden vollgestopft und ihr Boden noch nicht nahezu vollständig, mit Ausnahme einiger Gelbflächen (Shu: „Das ist kein Rasen, das ist Heu!“) mit Beton versiegelt war. Auch die häufigen Personennamen verraten viel über ihre ursprüngliche Herkunft, von der Zeit, bevor die Japaner begannen in die Städte abzuwandern und die industriellen Ballungszentren an der Küste ins Leben riefen: Nakamura - Mitteldorf, Ishida – Steinfeld, Yamada - Bergfeld, Tanaka - Feldmitte, Ogawa - kleiner Fluss, u.vm…

Zurück zum Thema: Ueno. (上野 - besteht aus den Zeichen für "oben" und "Feld") Das ist ein Viertel, welches mit der Yamanote-sen, der sogenannten Ringbahn von Tōkyō, zu erreichen ist und von unserer Unterkunft und unserem Anfahrtsbahnhof in Shibuya gesehen genau auf der gegenüberliegenden Seite des Tokyoter Zentrums liegt. Was es da zu sehen gibt? Für uns ein Markt inkl. Fischmarkt, einen Teil vom Ueno-Park, das Shitamachi-Museum und das National Museum Tōkyō.

Die Leute auf den Märkten sind wirklich sehr gesellige Menschen. Natürlich wollen sie ihre Waren verkaufen...aber ulkig grinsen tun sie trotzdem, wenn da so ein Trupp Ausländer vorbeiirrt. Vor allem wenn Shu einen für Japaner alltäglichen Anblick mit "IIIIIIIIIIIIEH!" kommentiert. Riesige Oktopustentakeln sind halt nicht Jedermans Sache...oO''

Wo wir grad dabei sind - das Essen sollte ich auch noch fix nennen – eine absolut reichliche Mahlzeit bestehend aus einer Schüssel Udon in Suppe und einer Schüssel paniertem Hühnchenfleisch mit Curry auf Reis für unschlagbare 590 Yen! Ich habe lange nicht mehr so gewissensfrei gegessen. Es handelte sich um eine Art „Restaurant“-Kette (Namen vergessen...), man muss die gesegneten Örtchen nur finden, dann spart man eine Stange Geld und fühlt sich gleich zehntausend Mal besser. Und Japanisch muss man dort auch nicht wirklich sprechen können. Am Automaten schaut man sich die Preise und die Bildchen an und kauft sich eine Essensmarke, die man dem Koch drinnen in die Hand drückt. Anschließend kriegt man das Essen gebracht – funktioniert auch ohne Worte. Es war übrigens nicht nur mein gutes Gewissen, was das Essen so gut schmecken ließ – es hat einfach gut geschmeckt!

Soviel zum Essen. Unser Verdauungsspaziergang beschränkte sich auf den Außenbereich des Ueno-Parks. Dabei entdeckten wir einen kleinen wunderschönen Schrein. Wir genossen die anfängliche Trockenheit des Tages und freuten uns über die Pflaumenblüten. 

Zurück im Park stolperten förmlich über die dort vorkommende Tierwelt. Überall saßen Katzen zusammengekugelt in der Gegend herum, denen es selbst egal war, wenn sie von einem Erik Löcher in das Fell hinein gepieckst bekamen. In jener Gegend sah ich neben herumirrenden Tauben die erste waschechte japanische Möwe – keine doofen fruchteinflößenden Greifvögel, die den Himmel übersähen. Sie war weiß, rund und puschelig, saß allein auf einem Geländer und guckte bedrobst in der Gegend herum.

Vielleicht veranstalten Möwen und Falken so ne Art „Heimtausch“ – Möwen tauschen ihr Leben am von ihnen und ihren Kumpanen überbevölkerten Meer gegen ein einsameres Leben an einem Tümpel in Ueno aus. Ist auch mal eine Art Urlaub – das sollte man einführen, dann würden lediglich die Flugkosten anfallen.

Im nahe gelegenen Shitamachi-Museum erfuhren wir leider nicht, ob es hier früher auch Möwen gegeben hatte. Aber Menschen hat es natürlich gegeben und diese haben noch lange Zeit bis ins 20 Jahrhundert hinein recht einfach gelebt. Wieder einmal handelte es sich um ein Museum, welches nicht nur Artefakte sondern auch ganze Häuser zur Schau stellte. Die Häuser schienen diesmal aber nicht in das Museum hinein, sondern das Museum drum herum gebaut worden zu sein. Die Menschen in Shitamachi lebten früher in sehr kleinen Häuserchen. Da es um die 6 aneinander gepresste Mini-Hüttchen zu sehen gab, war das Museum auch sehr klein – der Eintritt betrug dementsprechend nur 300 Yen. Und trotzdem konnte ich diesem Museum erstaunlicherweise mehr abgewinnen als dem Nationalmuseum…auch wenn mich dort wiederum die vielen alten u.a. buddhistischen Skulpturen beeindruckt haben, so haben mir die Alltags- und Gebrauchsgegenstände und die original nachgestellten Behausungen viel mehr gesagt als irgendwelche wertvollen Gegenstände von irgendwelchen Persönlichkeiten oder Vertretern irgendeines Handwerks (was natürlich nicht alles kannte). Man durfte die Räume auch betreten, natürlich nur nachdem man die Schuhe ausgezogen hat. Im Prinzip ist das gesamte Shitamachi-Museum zum Anfassen gedacht: angefangen von den original möbelierten Räumen, natürlich mit Fußböden aus Tatamimatten, über „Badewannen“ (nach Gulaschtopf Prinzip: unter einem großen Kessel als Behältnis das Wasser und den zu dünstenden Japaner wird ein Feuer gelegt. Damit sich der Japaner nicht die Füße verbrennt, steht er im Kessel auf einer Art Holzrost) bis hin zu einfachem aber pädagogisch wertvollem Kinderspielzeug.

Auch das Nationalmuseum hatte etwas zu bieten, was Beschäftigungstherapien angeht, als Ausklang für den Tag: Papierkimonos zum selber mit Mustern bestempeln. Ein konzentriertes Schweigen breitete sich am Rundtisch aus, an dem sich alle ihren verschiedenfarbigen Stempelchen widmeten. Hab mich ein bisschen in den Kindergarten zurückversetzt gefühlt. ^^

・°.o。.Oo°~ Und Schwapp ~ Eine Welle von Vorfreude auf den Frühling 2~°oO.。o.° ・

Montag, der 2. März 

°oO.。~schnarch~o.° ・°.~...plopp!~o。.Oo°~°oO.。o.° ・

Den nächsten Tag gab es Pan-Cakes zum Frühstück. Narumis Familie lebte vor langer Zeit mal für 2 Jahre in Amerika, daher bekamen wir mal nix traditionelles zum Frühstück. Als Dankeschön schenkten wir der Gastmutter drei Duploriegel, was dazu führte, dass die Gute zusammen mit dem aufgedrehten Hund (der Hund hat sofort gemerkt, dass sich Herrchen freute) in der Küche herumtanzte. xD Wirklich niedlich, die beiden! 

°oO.。~chiiiiizu~o.° ・°.o。~spaghetti~.Oo°~°oO.。o.° ・

Noch ein kleines Abschiedsfoto und ab in die Innenstadt von Yokohama, wo wir uns mit Keishiro trafen um ein paar Bowling-Kugeln über die Bahn zu schieben und anschließend noch ein wenig Geld für selbstklebende Erinnerungen auszugeben – Purikura! – nachdem wir Keishiro dazu überredet hatten mit in den Automaten zu kommen. (Immerhin dürfen da wohl Männer nur in weiblicher Begleitung rein, in Japan ist anscheinend alles andersherum, sogar die Diskriminierung). Zu viert war es wesentlich einfacher ein Lokal zum Essen zu finden. Nach einer weiteren Portion Oden – weil‘s so schön war – fuhren wir dann nach Hause.

°oO.~gatan~。o.° ・°.o~goton~。.Oo°~°oO.。o.° ・

Was hat das Ganze nun mit dem Frühling zutun? Ganz einfach, es hat heut nicht geregnet! ^^ Die Sonne schien und man brauchte keinen Schal. Die Leute wirkten auch nicht mehr so trübsinnig – vielleicht lag das aber auch an der Kleinstadtidylle Yokohamas (so groß wie Berlin). Während die Leute in Tōkyō mit Berufstress geplagt sind, fühlen sich die Leute in Yokohama zu Hause. Ob es das Schritttempo, die Anzahl der Falten im Gesicht oder der Lärmunterschied war, kann ich nicht sagen, aber irgendetwas lag heute in der Luft ~°o°O.。o.°

°oO.。~tschilp~o.° ・°.~piep~ o。.Oo°~°oO.。o.° ・

°O.。o.° ・°.~quaaaaack!~o。Oo°~.。o.° ・

°oO.。o.° ・°.o。~

・°.o。.Oo°~ Und Schwapp ~ Eine Welle von Vorfreude auf den Frühling 1~°oO.。o.° ・

Sonntag, der 1. März

Fast hätte ich verpennt, dass der Februar vorbei ist. Diesmal hielt der lang ersehnte März überraschend plötzlich Einzug in Namis kleine Welt ~°oO.°o.* 

Als ich am Wohnheimausgang realisierte, dass wir den besagten 1. März haben, da sprintete ich nochmal fix in mein Zimmer um mich für den Tag entsprechend einzudecken – aber was mich genau erwartete, dazu komme ich später…

°oO.。~pon~o.° ・°.~klong~o。.Oo°~tsching~°oO.。o.° ・

Zunächst war wieder ein Tagesausflug an der Reihe. Unser heutiger Pilgerort war Asakusa. Dort steht ein riesig großer, berühmter buddhistische Tempel, der Sensō-ji. Das Gelände bestehend aus dem großen Tempelgebäude, einer Pagode und einer Menge weiterer Häuser solchen Baustils schien so riesig und verwinkelt, dass man sich glatt drin verlaufen könnte. Hinzu kommen die zahlreichen Souvenir-, Krimskrams- und Essens-Stände und nicht zu vergessen die Menschen. Auch, wenn es nicht sehr voll war, so wurde man ständig aus allen Richtungen angerempelt, weil alles und jeder kreuz und quer lief. Wer will da noch Souvenirs kaufen? Dann blieb mein Geldbeutel wenigstens ein Weilchen verschont – aber kaum war Mittag an der Reihe, da musste er dran glauben! ^^ Für die Investition in eine weitere Erfahrung hinsichtlich Japansicher Spezialitäten: Monja und Okonomiyaki. Beides eine Art Omlett. Man sitzt zu viert an einem tiefen Tisch mit einer großen Bratfläche, wählt sich die Zutaten selbst aus (erinnert ein bisschen an Raclette) um sie anschließend auf eine bestimmte Art und Weise zu braten und zusammen zu rühren. Unser Japanischlehrer, Herr Kiyonaga, hatte zu uns in Deutschland noch gemeint, Monja (die Tokyoter Variante von Okonomiyaki) wäre leckerer als das Osakaer Okonomiyaki. Leider kann ich selbst darüber keine Aussage treffen, weil ich einfach alles total lecker fand! ^^ 

°oO.。~schmacko~o.° ・°.o。.O~fatzl~°oO.。o.° ・

Nach diesem Festmahl durchquerten wir die „Orenji-dori“ (Orangen-Straße) auf dem Weg zum Water-bus – zu Deutsch: eine kleine Fähre. Wir erhielten von der Touristenführerin, soweit es unsere Sprachkenntnisse erlaubten, einen kleinen Überblick über sämtliche Arten von Brücken, unter denen wir durchfuhren: gelbe, blaue, rote, grüne, normalfarbige, komische Brücken…Autobahnbrücken…und vieles mehr. Wenn mal nicht unter einer Brücke durchfuhr, konnte man wunderbare Bilder vom Tōkyō-Tower (auf dem wir immer noch nicht waren), der„Rainbow Bridge“ (über die wie am Odaiba-Tag schon gefahren waren), die Tokyoter „Twintowers“, eine Sumo-Halle und seltsame Werbeplakate. Anschließend strandeten wir am Garten des Tokugawa Ileyasu wo wir feststellten, dass japanische Vögel daran erkennbar sind, dass sie hysterisch in der Gegend herum quäcken und quietschen – wirklich! Ich habe die ganze Zeit hier noch kein einziges angenehmes Vogelzwitschern vernommen, mit Ausnahme der Vogelgeräusche, welche mithilfe einiger Bahnhoflautsprecher und an Ampeln (keine Ahnung, ob das Gepfeife ein Vogelgeräusch sein soll) vorgegaukelt werden.

Bild links: ein kleines Rapsfeld mitten in Tokyo. Der Rest des Gartens war nicht so bunt. Ein typisch japanischer, schlicht gehaltener Garten eben.

Bild rechts: Mt. Hinoguchi, eine beeindruckende Größe!


Da ich zu diesem Zeitpunkt bereits mein Tagesbudge weit überschritten hatte, musste ich mich wider aller Überredungsversuche von Shu zusammenreißen, keine weiteren 500 Yen für eine Teezeremonie auszugeben. Ich wusste, dass ich es bereuen werde…

°oO.。~tschilp~ o.° ・°.o ~ piep ~ 。.Oo°~

Was war so besonders am 1. März?

Ich verbrachte meinen ersten März-Abend in diesem Jahr zusammen mit Shu in Yokohama, wohlbehütet bei einer japanischen Familie. Narumi hatte uns netterweise angeboten bei ihrer Familie für eine Nacht ein „homestay“ zu machen. Sie hat eine Familie wie aus dem Bilderbuch, mit Mutter, Vater und kleinem Bruder, inklusive einem Hund – ein schwarzer Labrador, der kaum einen Mucks von sich gibt, keiner Fliege was zu Leide tun kann und die ganze Zeit total lieb in der Gegend herum guckt. 

Was erwartet einen nun besonderes, wenn man in das Alltagsleben einer Familie reinschnuppert?

 °oO.。o.° ・~°.o。Leckeres Abendbrot!~°oO.。o.° ・O.°~

Zur Vorspeise Yaki-Soba, als Hauptgericht Oden, das ist Japanischer Eintopf mit je nach Art unterschiedlichen Zutaten. Ich entdeckte zwei verschiedene Arten von Kartoffeln, Ei, Hühnerfleisch, eine Art Wurzel und irgendein Lauch-kohlartiges Gemüse. Dazu gab es natürlich Reis. Die Soba wurden auf einem riesigen Bratherd mitten auf dem Tisch gebraten. Der große Oden-Topf wurde anschließend ebenfalls mitten auf dem Tisch platziert. Dann bediente sich jeder und packte sich was in seine Mini-Schüssel/auf seinen Mini-Teller. Dazu gab es Asahi-Bier. ^^ Als wenn der Bauch nicht schon ippai genug wäre, bekam jeder noch ein Magnum-artiges Eis zum Nachtisch.

Bild links: Narumi fasziniert Nami mit dem Inhalt des Oden-Eintopfes

…genug Essen! – dachte man sich, aber beim Homestay kommt man nicht drumherum mit Essen überhäuft zu werden, das ist ein ungeschriebenes Gesetz. 

 °oO.。o~blubb~.° ・°.o。.Oo°.~ o-furo ~° o O.。~blubb~o.° ・

Neben unserer abendlichen Beschäftigung mit den Wii-Spielen von Ak-kun (Narumis 11-jährigem Brüderchen) hatte jeder einmal das Vergnügen ein o-furo zu nehmen, ein traditionell Japanisches Bad. Das läuft folgendermaßen ab: Man schlüpft ohne alles in die Nasszelle mit der Badewanne. Dort seift man sich außerhalb der Badewanne ein und spült sich mit einer Schüssel voll Wasser die Seife vom Körper. Dann spült man noch fix den Boden mit dem Duschkopf wieder sauber und erst jetzt steigt man in die beheizte Badewanne mit dem 41°C heißen Wasser. Jetzt ist Entspannung angesagt. =o= Das Wasser in der Badewanne wird von allen benutzt, da man ja bereits gewaschen hineinsteigt.

Bild rechts oben: wie man sieht hatten wir Spaß udn wurden auch mit Knabberkram eingedeckt ^^

 °oO.。o.zzZZzZZ° ・°.o。Futon ga futonda!*~.Oo°zzzZZzO.。o.° ・

Wir schliefen in einem Futon. „in“ deshalb, weil sowohl die unterliegende Matratze, als auch die Decke ein Futon ist (die Begriffe dafür hab ich mir leider nicht merken können). Das besondere am Futon ist, dass er zusammengefaltet und im Schrank verstaut werden kann. Das spart eine Menge Platz im engen Yokohama. Im Prinzip liegt man recht hart, sodass einem der Hintern durchaus einschlafen kann, wenn man auf dem Rücken liegt. Davon hab ich aber mix gemerkt. Ich fühlte mich am nächsten Morgen wie frisch aus dem Ei geschlüpft! Warum haben die hier in Japan alle so kuschelige, warme Bettdecken?! Ich will auch!

*banaler japanischer Spruch: „Der Futon flog weg"

°oO.。o~tick~.°.o。Fortsetzung folgt .Oo°~tack~°oO.。o.° ・

Nami erklärt Japan ~ Teil 3

2. Tabemono – Was essen Japaner?

Sushi? Ich habe seit ich hier bin nicht einmal wirklich Sushi gegessen, wenn man den Flug mal ausnimmt. Da gab es lediglich drei kleine Maki-Röllchen und ein Nigiri-Sushi (Reisbällchen). Selbst für Japaner ist Sushi ziemlich teuer, wenn es sich nicht um Kaiten-Sushi (Sushi vom Laufband) handelt.

Daher hier ein umfangreicher Überblick, mit umfangreich viel Text und leider viel zu wenig Bildern zum umfangreichen Aufgebot an traditionell-japansichen Essen.

Was für Europäer wohl am wenigsten Gewöhnung bedarf, sind japanische Nudelgerichte. Die wichtigste Rolle spielen hier Udon- und Soba-Nudeln. Udonnudeln erkennt man daran, dass sie etwas dicker sind, nicht so dünn wie andere Asiatische Nudeln.

Bild links: Udon mit Süppchen (befindet sich links in dem kleinen Becher mit dem Deckel und den Zwiebeln drauf), das grüne da ist Nori (Algen)

Bild rechts: Soba

Dann gibt es noch verschiedene Zubereitungsarten. Ob normal gekocht, gebraten ("Yaki-…") oder in Suppe serviert. Sehr lecker sind zum Bleistift Yaki-Udon. Die berühmten Suppennudeln, genannt Ramen, kann man sowohl in speziellen Bars aber auch zuhauf als Fertiggerichte im kombini oder Supermarkt kaufen (ähnlich den Minuten-Terinen, aber in größeren Portionen). Natürlich sind sie in Bars teurer, dort ist ihr Geschmack aber auch nicht zu toppen. Wenn man nun mal schnell eine warme Mahlzeit braucht, rennt man fix auf dem Heimweg in einen solchen Kombini. Man bezahlt 99 Yen für einen großen Becher.

Natürlich isst man hier viel Fisch! Fischfleisch soll angeblich weniger für das Wachstum notwendige Eiweiße enthalten als anderes Fleisch. Vielleicht sind Japaner deshalb so klein… oO Recht beliebt sind Lachs (Sake), Tunfisch (Tekka) und Aal (Unagi). Man stolpert auch oft über das Wort „Tako“ – Oktopus. Auch in verschiedenen Zubereitungen zu finden. Roh in Sushi oder auch als Takoyaki – Oktopus zu Brei verarbeitet, in Pflaumen-große Kügelchen geformt und frittiert. Dann gibt es auch noch kane – Krebs. Heut gab's bei mir Kanetama (Krebseier) mit Reis und verschiedenem Gemüse aus dem Supermarkt. Schmeckte einfach nur nach Fisch und hatte die Konsistenz von Hühnerfrikassee. Ich fands sehr lecker und satt hat‘s mich auch gemacht. ^^

Auch dass hier das ganze Fleisch roh ist, ist ein Gerücht! Es gibt eine Menge Fisch- und Fleischgerichte, bei denen man die Bratpfanne oder den Kochtopf zur Hand nimmt. (Das Kanitama-zeugs war übrigens auch warm) Alles habe ich noch nicht probieren können aber bis jetzt ist mir auch noch nichts Ungenießbares zwischen die Finger gekommen. Empfehlen kann ich in jedem Falle schon einmal Yakitori, gebratenes Hühnchen. Dazu gibt es oft die spezielle süße Yakitori-Soße. Wirklich absolut lecker – kann man gar nicht genug von kriegen! Außerdem wäre da noch Om-reis. Für mich hier schon absoluter Kult. Das ist Reis mit Ei, wobei das Ei geradeso durch ist, ganz weich und mild. Natürlich gibt es hier noch ne Menge Variationen, mit Käse, Curry, Fleischeinlage usw. Om-reis wird übrigens auch oft mit Ketchup drauf gegessen. Wo wir gerade bei Curry sind – Japanisches Curry (Karee) ist hier einfach nicht wegzudenken! Lässt sich schwer beschreiben…wenn man nicht weiß, was man essen soll – Curry geht immer!

Suppen dürfen in der Japanischen Küche auch nicht fehlen. Grundlage bildet oft Miso-Suppe. Des Weiteren spielen Gemüse (Frühlingszwiebeln, rote Bohnen, süße Gurken, Möhren, Lauch, Kohl, Lotuswurzeln, Süßkartoffeln), Pilze und verschiedene Früchte wie Kürbisse und Ei eine tragende Rolle. 

Spezialitäten, die ich unbedingt noch probieren möchte: Tempura, Okonomiyaki (hatte ich ja im Prinzip schon in Deutschland probiert, als wir mit Yuka und Mariko kochten, ich will aber unbedingt mal in einen solchen Laden gehen, mir das Zeug zusammenrühren und mich selber an so ne Herdplatte setzen) und natürlich Natto! – sowas ist man oft zum Frühstück. Das soll seltsam riechen, seltsam aussehen und für 50% der Japaner seltsam bis ungenießbar schmecken…ich bin gespannt!

Wenn man in Japan übrigens richtig traditionell essen gehen will, dann wird man wohl in einer der kleinen privaten Minilokale landen. Oft sitzt man dann an der Bar direkt vor dem Koch, der einem das Essen vor der Nase zubereitet. In solcher Gesellschaft schmeckt das Essen gleich dreimal besser. Und auch die Japaner freuen sich natürlich einen Keks, wenn einem das Essen schmeckt.^^

Bild links oben: klein aber fein, unser Yakitori-Laden in Hiyoshi


Wie geht man beim Essen vor? 

Warum ich das Anspreche? – nein, man ist nicht nur mit Stäbchen. Es gibt natürlich eine Menge Regeln für das Stäbchenessen, von der Art sie zu halten, über die Tatsache, dass man mit Stäbchen nicht rumfuchtelt bis hin zu der Art und Weise, wie sie nach dem Essen in die Papierhülle wieder hineingeschoben werden und das Ende der Hülle zur Seite geknickt wird. Neben diesen Unmengen an Stäbchenregeln gibt es dann noch weitere Regeln, auf welche Art und Weise verschiedene Mahlzeiten eingenommen werden. 

Als erstes schnappt man sich das feuchte Tuch, was an jedem Platz liegt (kann auch aus Zellstoff und eingepackt sein) und macht sich damit die Hände sauber. Das Tuch wird wieder etwas ansehnlicher zusammengefaltet und weggelegt.

Oft ist es so, dass man das Essen verteilt in verschiedenen Gefäßen serviert bekommt (siehe Bild)– hier ein Beispiel: eine Schüssel mit dem Reis und evtl. was oben drauf (Ei, Huhn, …), eine kleinere Schüssel mit Miso-Suppe, ein Minitellerchen mit Zwiebeln und Wasabi, mehrere weitere Tellerchen mit Miniportiönchen von verschiedenem Gemüse, Tofu, Lotuswurzeln, Süßkartoffeln – alles mögliche eben. Die Zwiebeln und EIN TEIL des Wasabi (Das ist Meerrettich, SCHARF! Hier ist Millimeterarbeit geboten! Zur Wiedererkennung: hell- bis giftgrüne Paste) werden zu Beginn der Mahlzeit in die Miso-Suppe getan. Normalerweise schnappt man sich das Essen einzeln aus den jeweiligen Gefäßen und steckt es sich in den Mund – nicht alles durcheinander rühren! Wenn man besonders höflich sein möchte, dann sollte möglichst alles gleichzeitig fertig aufgegessen sein. Hat man einen Teller Nudeln mit Suppe erhalten, dann kann man sich die Nudeln schnappen und in die Suppe tunken. Auch jegliche Arten von Soßen (z.B. Soja) sind zum dippen gedacht. Generell werden Suppen nicht gelöffelt, sondern direkt aus der Schüssel getrunken. Schlürfen ist auch erlaubt und im Prinzip unumgänglich, da das Essen sehr heiß serviert wird.

Curry wird übrigens generell mit dem Löffel gegessen, da es ja flüssig ist und der Reis seine Klebrigkeit verliert. Da kommt man mit Stäbchen nicht weit. Das gleiche gilt für Om-reis. Dieses omlettartige Eier-Gebilde mit Reis drin lässt sich nur schwer mit Stäbchen bearbeiten. Fleisch wird auch mit Stäbchen gegessen. Wenn das Stück zu groß ist, gilt entweder abbeißen oder mit Stäbchen zerteilen (zusammenquetschen oder hineinpieksen und die Stäbchen auseinanderziehen).

Bei Ramen isst man normalerweise mit Stäbchen und einem speziellen großen Löffel. Man fischt eine Portion Nudeln aus der Suppe, tut sie auf den Löffel, damit man sie Portionieren kann und man nicht im Endeffekt in einem Gang alle Nudeln hintereinander aus der Suppe fischt und sie einem unterwegs durchgängig zwischen Mund und Schüssel herumhängen.

Hier noch einmal eine kleine Vokabelliste wichtiger Begriffe der japanischen Küche:

Nudeln: Soba (dünn), Udon (dick), Ramen (Suppennudeln)
Reis: Gohan als Bezeichnung für zubereiteten Reis (roh: „o-Kome“)

Aus dem Meer: 

Tekka (Thunfisch), Sake (Lachs), Unagi (Aal), Nori (Algen), Kane (Krebs), Kanetama (Krebseier), Tako (Oktopus), Wasabi (grüne Meerrettichpaste xD aus dem Meer natürlich!)

Verschiedene Gerichte:

Om-raisu - „Om-Reis“, Ei-Omlett mit Reis drin
Karee - Curry
Tempura - mit Teig umhüllte, frittierte Speisen
Okonomiyaki - Eine Art Japanisches Omlett, zusammengerührt aus verschiedenen selbstgewählten Zutaten
Takoyaki - frittierte Bällchen aus Oktopusbrei xD
Yakitori - gebratenes Huhn, oft am Spieß
Natto - vergorene Sojabohnen oO

Wenn man nun auf diesen ganzen köstlichen Kram keinen Appetit hat, gibt es noch die Kombinis mit merkwürdiger westlich angehauchter Fertignahrung, z.B. Sandwiches zum Einatmen, da besteht das Brot aus Luft, fluffig und leicht einzuatmen, wie alle Gebäcke hier in Japan. Die "Brot"scheiben haben nicht einmal nen Rand...