Die Hauptattraktion des Tages: Nach unserem Flug am 14. Februar statten wir heute wieder den höheren Luftschichten einen Besuch ab, diesmal um uns vom Tōkyō Tower aus einen Überblick über die Millionenstadt Tōkyō zu verschaffen. „Überblick“ ist dabei nicht gelogen, der Turm ist mit 333 Metern um genau 13 Meter höher als der Eifelturm in Paris. Mit einem verglasten Fahrstuhl ging es zunächst auf die erste Aussichtsplattform in 150 Metern Höhe. Bereits von dort aus meinte man höher als alle anderen Wolkenkratzer ringsherum zu sein. Aber es ging noch höher! Und zwar noch einmal 100 Meter. Nicht jeder wollte da mitkommen – zumal die Aussicht sich auch nicht mehr großartig änderte – irgendwann ist hoch eben einfach nur noch hoch und Shu wollte nicht noch einmal sterben…
So hoch wie der Turm war, so groß war auch das Einkaufszentrum direkt unter dem Turm. Es nannte sich nicht umsonst „Tower Town“. Dort stopften wir uns mit Essen voll. Nach der warmen Mittagsmahlzeit bis oben hin vollgestopft, machten wir gleich nochmal vor dem Tower an einem Crêpes-Stand halt – geht immer!
Bis aufs äußerste gemästet – hungern muss man hier in Japan definitiv nicht – stapften wir in Richtung Kaiserpalast los, um uns dort den scheinbar endlos großen Park anzusehen, ein selbst auf Satellitenbildern auffälliges, grünes Rechteck, welches sich mitten in der Tokyoter Downtown befindet, abgegrenzt durch einen großen Wassergraben und riesige Mauern. Sinn des Ganzen: Wir können sagen „Wir waren da!“, denn viel zu sehen gibt’s da ja nicht außer riesiger Mauern, einem Aussichtspunkt, einen von Kaiser Hirohito gepflanzten Wald, runde Büsche und Gelbanlagen (wollen wir mal optimistisch sein, vielleicht liegt es ja an der Jahreszeit...). Aber wir wollen mal nicht leugnen, dass das eine Menge Arbeit macht und vermutlich eine enorme Denkleistung bei der Anordnung etwaiger Bäumchen, Wege, Bäche, Büsche, Bambuswälder, Steine, Gelbflächen, Ausruh-Hüttchen und Getränkeautomaten erfordert und natürlich auch eine Menge an Menschen, welche hier regelmäßig harte Körperarbeit vollbringen – natürlich in großen Gruppen, wie z.B. diese kleinen, fleißigen, gelben Unkraut jätenden Heinzelmännchen:
Leider verhunste uns das Wetter die Wanderlaune. Da schon einige von uns mit Schnupfen und kalten Füßen zu kämpfen hatten, machten wir heut früher Schluss verstreuten uns schließlich in verschiedene Richtungen. Davor die gewohnte Leier: „Otsukaresama deshita!“ ^^*, jeder kommentiert, wie er nach Hause fahren wird, dann wird sich auf die Bahnhöfe und Gleise aufgeteilt und sich verabschiedet. Komischerweise gibt’s es immer irgendjemand, der zufällig mit zu den Piepsautomaten vor unserem Gleis kommt…schon fast drei Wochen hier und wir werden immer noch dermaßen behütet, dass wir auch ja den richtigen Gleis ansteuern und nicht in die falsche Bahn einsteigen…dabei wäre selbst so etwas hier in Tōkyō unbedenklich…fährt man halt wieder zurück und piept etwas später wieder ab. ^^
Mir ist wieder einmal aufgefallen, dass man in Japan wohlbehüteter zu sein scheint, als sonstwo…und das liegt definitiv nicht nur an unseren Japanischen Studenten - vielleicht aber daran, dass wir hier eigentlich nur tagsüber unterwegs sind. Oder die Kriminalität in Japan ist hier von einem ganz anderen Kalliber – ne andere Art…könnt auch sein, dass Japaner generell nicht kriminell zu Ausländern sind, vielleicht haben sie ja wirklich Angst. Oder sie sind einfach nicht kriminell. Allein gelassen wird man hier auch nicht und obwohl man Japan immer mehr Technikkram entwickelt und einführt, macht man wie in anderen Ländern nicht den Fehler und überlässt die Geräte den Menschen und sich selbst. Es steht immer irgendwo ein kleiner Mensch in irgendeiner Uniform herum, den man oft nicht einmal anzusprechen brauch, wenn etwas nicht stimmt, weil er dich 1. Die ganze Zeit beobachtet, 2. Sieht, wenn du ein Problem hast, 3. Dich auch ohne Worte versteht, weil Japaner ja Gedanken lesen. Inzwischen wissen wir auch, dass Japaner ganz normale Menschen sind, welche auch mal einfach an einem Schild stehend einschlafen können, einen Febel für Maskottchen haben und sich über die gleichen Späße amüsieren wie wir. Insofern, ein Hoch auf die Menschheit! Wir sind ja doch alle gleich, egal welchen Eindruck wir anfänglich zu haben scheinen. Hiermit revidiere ich feierlich alle eigenartigen Hintergedanken, welche bezüglich des Japanischen Völkchens aus den letzten Posts hervorgegangen sein mögen. Japaner sind ja auch kein homogenes Volk…
*sinngemäß: "Guten Arbeit!" Eine Floskel, wird verwendet, wenn man etwas vollbracht/durchgeführt/hinter sich gebracht hat. Damit macht man dem anderen deutlich, dass man die Bemühungen des anderen anerkennt.