Samstag, der 21. Februar
Da wir heute offiziell frei hatten, werde ich von meinen eigenen Erfahrungen hier ausgehend über mein Alltagsleben in Japan berichten.
Fakt ist, Japan ist teuer - im Vergleich zu Halle...wenn man das Ganze aber ins Verhältnis zum Lohn eines Japaners setzt, sind die Preise durchaus normal. Leider bin ich weder ein Japaner, noch arbeite ich hier...was macht nun ein kleiner Student, der kein Geld hat?
Er geht in einen billigen Supermarkt bzw. einen "100-Yen Laden"...
Nami erklärt Japan ~ Teil 1
~Kombini no Mono - Dinge aus dem japanischen Supermarkt~
Gerade aus dem Shimoda-Wohnheim herausgetreten, da regnet es auch schon wie aus Kannen. Bis auf Annika hatte natürlich keiner einen Regenschirm mit nach Japan gebracht. Unsere Rettung - ca. 100 m um die Ecke: ein Kombini.
Kombinis sind wie bereits erwähnt die meist kleinen japanischen Supermärktchen. Sie haben für gewöhnlich rund um die Uhr geöffnet und sind an so ziemlich jeder Straßenecke zu finden. Allein auf dem Weg zum Bahnhof gehen wir innerhalb der 15 Minuten Fußmarsch an 4 Kombinis vorbei. Die Belegschaft besteht meist aus sehr jungen Leuten, welche wohl nebenbei jobben. Einige sehen für japanische Verhältnisse recht „ausgeflippt“ aus. Dann kann es sich durchaus um irgendwelcher Musiker handeln die abends die vielen Tokyoter Live Houses unsicher machen, da wo zwischen ca. 17 und 21 Uhr ein immenses Teenie-Aufgebot herrscht.
Zurück zu den Kombinis. In fast jedem dieser Läden ist es möglich an einem Automaten per EC-Karte Geld abzuheben. Neben dem Angebot an Fertignahrung, verschiedenen Getränken und Knabbereien gibt es auch Drogerieartikel, Schreibkram und anderen Krempel, wie zum Beispiel Regenschirme. ^^
~Verpackungswahn no koto* – die Suche nach der Nadel im Heuhaufen~
Neulich fand ich endlich Tee(Darjeeling) in Form von Teebeuteln, den ich gestern Abend bei einem Plausch in der Gemeinschaftsküche einweihte. Was glaubt ihr, wie viele Verpackungen ich öffnen musste, bis ich den eigentlichen Teebeutel in der Hand hielt? Ich fang einfach mal an. Zuerst nimmt man die Schachtel aus der kleinen halbdurchsichtigen Einkauftüte, die einem in jedem Kombini in die Hand gedrückt wird – mich erinnern diese Tüten eher an Mülltüten, aber egal. Anschließend hält man die in Klarsichtfolie eingepackte Tee-Pappschachtel in der Hand. Wenn man diese nun abgepellt hat, könnte man glatt denken diese Pappschachtel stammt aus einem deutschen Supermarkt. Aber – wie ich jetzt sagen würde – „denkste!“ Man öffnet die Pappschachtel und entdeckt nochmals vier kleine halbdurchsichtige Tütchen in denen jeweils fünf Papierpackungen drin sind.
Erst in diesen Papiertütchen verstecken sie sich, die kleinen Griepel! Wenn man diese also öffnet, hält man endlich seinen Teebeutel in der Hand. Aber die Mühe lohnt sich! Würde das Wasser hier in der Küche nicht allzu sehr verchlort schmecken, hätte man glaube ich den originalen Geschmack. Nun sitze ich hier zusammen mit Erik und Shu und trinke den Tee aus meiner großen Cornflakes Schüssel, weil ich mal wieder nicht daran gedacht habe, dass mein Becher ja zum Teetrinken ungeeignet ist.
Japaner scheinen reine Verpackungskünstler zu sein. Alles ist so oft es geht eingepackt...Kekse kann man einzeln in die Tasche stecken ohne diese vollzukrümeln, da ja nochmals eine Schutzhülle drumherum ist. Verpackt wird hierbei (mit wenigen Ausnahmen) nach bestimmten Prinzipien. Hier ein übertriebenes Beispiel:
"Ich packe meine Kekse"
1. Alles wenns geht einzeln verpacken, dann siehts auch mehr aus: Jeder Keks kommt einzeln in Klarfolie.
2. Es sollte wenns geht nicht klappern und rascheln: Damit nix verrutscht verstaut man Kekse mit der Folie drumherum bruch- und stoßfest in einer Plastikform.
3. Kein Klappern und Raschlen²! Die Plastikform mit den in Folie verpackten, bruch- und stoßsicheren Keksen wird, für den Fall dass die in Folie verpackten Kekse rausfallen, nochmals eingetütet.
4. Wenn schon alles einzeln und blicksicher eingepackt ist, dann muss wieder was schönes designtes drumherum. Man schiebe die eingetütete Plastikform mit den bruch- und stoßsicheren in Folie verpackten Keksen in eine ansprechend aussehend bedruckte Pappschachtel.
5. Es geht immer noch mehr! Folien sind durchsichtig! Also: die Papschachtel mit der Tüte mit den bruch- und stoßsichern in Folie verpackten, in einer Plasteform verstauten Keksen wird nochmals mit Folie drumherum versehen., das sieht schöner aus...
6. Wahlweise zum Geldscheffeln und Pseudo-Sonderangebote schaffen kann man mehrere mit Folie versehene Pappschachteln, mit Tüte mit bruch- und stoßsichern in Folie verpackten, in einer Plasteform verstauten Keksen drin, zusammen nochmals verpacken...
* “… no koto“ = "die Sache mit …"