Nami erklärt Japan ~ Teil 3

2. Tabemono – Was essen Japaner?

Sushi? Ich habe seit ich hier bin nicht einmal wirklich Sushi gegessen, wenn man den Flug mal ausnimmt. Da gab es lediglich drei kleine Maki-Röllchen und ein Nigiri-Sushi (Reisbällchen). Selbst für Japaner ist Sushi ziemlich teuer, wenn es sich nicht um Kaiten-Sushi (Sushi vom Laufband) handelt.

Daher hier ein umfangreicher Überblick, mit umfangreich viel Text und leider viel zu wenig Bildern zum umfangreichen Aufgebot an traditionell-japansichen Essen.

Was für Europäer wohl am wenigsten Gewöhnung bedarf, sind japanische Nudelgerichte. Die wichtigste Rolle spielen hier Udon- und Soba-Nudeln. Udonnudeln erkennt man daran, dass sie etwas dicker sind, nicht so dünn wie andere Asiatische Nudeln.

Bild links: Udon mit Süppchen (befindet sich links in dem kleinen Becher mit dem Deckel und den Zwiebeln drauf), das grüne da ist Nori (Algen)

Bild rechts: Soba

Dann gibt es noch verschiedene Zubereitungsarten. Ob normal gekocht, gebraten ("Yaki-…") oder in Suppe serviert. Sehr lecker sind zum Bleistift Yaki-Udon. Die berühmten Suppennudeln, genannt Ramen, kann man sowohl in speziellen Bars aber auch zuhauf als Fertiggerichte im kombini oder Supermarkt kaufen (ähnlich den Minuten-Terinen, aber in größeren Portionen). Natürlich sind sie in Bars teurer, dort ist ihr Geschmack aber auch nicht zu toppen. Wenn man nun mal schnell eine warme Mahlzeit braucht, rennt man fix auf dem Heimweg in einen solchen Kombini. Man bezahlt 99 Yen für einen großen Becher.

Natürlich isst man hier viel Fisch! Fischfleisch soll angeblich weniger für das Wachstum notwendige Eiweiße enthalten als anderes Fleisch. Vielleicht sind Japaner deshalb so klein… oO Recht beliebt sind Lachs (Sake), Tunfisch (Tekka) und Aal (Unagi). Man stolpert auch oft über das Wort „Tako“ – Oktopus. Auch in verschiedenen Zubereitungen zu finden. Roh in Sushi oder auch als Takoyaki – Oktopus zu Brei verarbeitet, in Pflaumen-große Kügelchen geformt und frittiert. Dann gibt es auch noch kane – Krebs. Heut gab's bei mir Kanetama (Krebseier) mit Reis und verschiedenem Gemüse aus dem Supermarkt. Schmeckte einfach nur nach Fisch und hatte die Konsistenz von Hühnerfrikassee. Ich fands sehr lecker und satt hat‘s mich auch gemacht. ^^

Auch dass hier das ganze Fleisch roh ist, ist ein Gerücht! Es gibt eine Menge Fisch- und Fleischgerichte, bei denen man die Bratpfanne oder den Kochtopf zur Hand nimmt. (Das Kanitama-zeugs war übrigens auch warm) Alles habe ich noch nicht probieren können aber bis jetzt ist mir auch noch nichts Ungenießbares zwischen die Finger gekommen. Empfehlen kann ich in jedem Falle schon einmal Yakitori, gebratenes Hühnchen. Dazu gibt es oft die spezielle süße Yakitori-Soße. Wirklich absolut lecker – kann man gar nicht genug von kriegen! Außerdem wäre da noch Om-reis. Für mich hier schon absoluter Kult. Das ist Reis mit Ei, wobei das Ei geradeso durch ist, ganz weich und mild. Natürlich gibt es hier noch ne Menge Variationen, mit Käse, Curry, Fleischeinlage usw. Om-reis wird übrigens auch oft mit Ketchup drauf gegessen. Wo wir gerade bei Curry sind – Japanisches Curry (Karee) ist hier einfach nicht wegzudenken! Lässt sich schwer beschreiben…wenn man nicht weiß, was man essen soll – Curry geht immer!

Suppen dürfen in der Japanischen Küche auch nicht fehlen. Grundlage bildet oft Miso-Suppe. Des Weiteren spielen Gemüse (Frühlingszwiebeln, rote Bohnen, süße Gurken, Möhren, Lauch, Kohl, Lotuswurzeln, Süßkartoffeln), Pilze und verschiedene Früchte wie Kürbisse und Ei eine tragende Rolle. 

Spezialitäten, die ich unbedingt noch probieren möchte: Tempura, Okonomiyaki (hatte ich ja im Prinzip schon in Deutschland probiert, als wir mit Yuka und Mariko kochten, ich will aber unbedingt mal in einen solchen Laden gehen, mir das Zeug zusammenrühren und mich selber an so ne Herdplatte setzen) und natürlich Natto! – sowas ist man oft zum Frühstück. Das soll seltsam riechen, seltsam aussehen und für 50% der Japaner seltsam bis ungenießbar schmecken…ich bin gespannt!

Wenn man in Japan übrigens richtig traditionell essen gehen will, dann wird man wohl in einer der kleinen privaten Minilokale landen. Oft sitzt man dann an der Bar direkt vor dem Koch, der einem das Essen vor der Nase zubereitet. In solcher Gesellschaft schmeckt das Essen gleich dreimal besser. Und auch die Japaner freuen sich natürlich einen Keks, wenn einem das Essen schmeckt.^^

Bild links oben: klein aber fein, unser Yakitori-Laden in Hiyoshi


Wie geht man beim Essen vor? 

Warum ich das Anspreche? – nein, man ist nicht nur mit Stäbchen. Es gibt natürlich eine Menge Regeln für das Stäbchenessen, von der Art sie zu halten, über die Tatsache, dass man mit Stäbchen nicht rumfuchtelt bis hin zu der Art und Weise, wie sie nach dem Essen in die Papierhülle wieder hineingeschoben werden und das Ende der Hülle zur Seite geknickt wird. Neben diesen Unmengen an Stäbchenregeln gibt es dann noch weitere Regeln, auf welche Art und Weise verschiedene Mahlzeiten eingenommen werden. 

Als erstes schnappt man sich das feuchte Tuch, was an jedem Platz liegt (kann auch aus Zellstoff und eingepackt sein) und macht sich damit die Hände sauber. Das Tuch wird wieder etwas ansehnlicher zusammengefaltet und weggelegt.

Oft ist es so, dass man das Essen verteilt in verschiedenen Gefäßen serviert bekommt (siehe Bild)– hier ein Beispiel: eine Schüssel mit dem Reis und evtl. was oben drauf (Ei, Huhn, …), eine kleinere Schüssel mit Miso-Suppe, ein Minitellerchen mit Zwiebeln und Wasabi, mehrere weitere Tellerchen mit Miniportiönchen von verschiedenem Gemüse, Tofu, Lotuswurzeln, Süßkartoffeln – alles mögliche eben. Die Zwiebeln und EIN TEIL des Wasabi (Das ist Meerrettich, SCHARF! Hier ist Millimeterarbeit geboten! Zur Wiedererkennung: hell- bis giftgrüne Paste) werden zu Beginn der Mahlzeit in die Miso-Suppe getan. Normalerweise schnappt man sich das Essen einzeln aus den jeweiligen Gefäßen und steckt es sich in den Mund – nicht alles durcheinander rühren! Wenn man besonders höflich sein möchte, dann sollte möglichst alles gleichzeitig fertig aufgegessen sein. Hat man einen Teller Nudeln mit Suppe erhalten, dann kann man sich die Nudeln schnappen und in die Suppe tunken. Auch jegliche Arten von Soßen (z.B. Soja) sind zum dippen gedacht. Generell werden Suppen nicht gelöffelt, sondern direkt aus der Schüssel getrunken. Schlürfen ist auch erlaubt und im Prinzip unumgänglich, da das Essen sehr heiß serviert wird.

Curry wird übrigens generell mit dem Löffel gegessen, da es ja flüssig ist und der Reis seine Klebrigkeit verliert. Da kommt man mit Stäbchen nicht weit. Das gleiche gilt für Om-reis. Dieses omlettartige Eier-Gebilde mit Reis drin lässt sich nur schwer mit Stäbchen bearbeiten. Fleisch wird auch mit Stäbchen gegessen. Wenn das Stück zu groß ist, gilt entweder abbeißen oder mit Stäbchen zerteilen (zusammenquetschen oder hineinpieksen und die Stäbchen auseinanderziehen).

Bei Ramen isst man normalerweise mit Stäbchen und einem speziellen großen Löffel. Man fischt eine Portion Nudeln aus der Suppe, tut sie auf den Löffel, damit man sie Portionieren kann und man nicht im Endeffekt in einem Gang alle Nudeln hintereinander aus der Suppe fischt und sie einem unterwegs durchgängig zwischen Mund und Schüssel herumhängen.

Hier noch einmal eine kleine Vokabelliste wichtiger Begriffe der japanischen Küche:

Nudeln: Soba (dünn), Udon (dick), Ramen (Suppennudeln)
Reis: Gohan als Bezeichnung für zubereiteten Reis (roh: „o-Kome“)

Aus dem Meer: 

Tekka (Thunfisch), Sake (Lachs), Unagi (Aal), Nori (Algen), Kane (Krebs), Kanetama (Krebseier), Tako (Oktopus), Wasabi (grüne Meerrettichpaste xD aus dem Meer natürlich!)

Verschiedene Gerichte:

Om-raisu - „Om-Reis“, Ei-Omlett mit Reis drin
Karee - Curry
Tempura - mit Teig umhüllte, frittierte Speisen
Okonomiyaki - Eine Art Japanisches Omlett, zusammengerührt aus verschiedenen selbstgewählten Zutaten
Takoyaki - frittierte Bällchen aus Oktopusbrei xD
Yakitori - gebratenes Huhn, oft am Spieß
Natto - vergorene Sojabohnen oO

Wenn man nun auf diesen ganzen köstlichen Kram keinen Appetit hat, gibt es noch die Kombinis mit merkwürdiger westlich angehauchter Fertignahrung, z.B. Sandwiches zum Einatmen, da besteht das Brot aus Luft, fluffig und leicht einzuatmen, wie alle Gebäcke hier in Japan. Die "Brot"scheiben haben nicht einmal nen Rand...