Freitag, der 20. Februar
An einem regnerischen Tag 10 Uhr am Bahnhof Yokohama. Die deutschen Studenten machen ihrem Ruf mal wieder alle Ehre und sind pünktlich vor Ort. Dass wir eine halbe Stunde früher da waren, muss ja keiner wissen…
Dieses Mal ging es nach Kamakura. Zuerst war wieder einmal fröhliches Souvenirshopping angesagt. Wir nahmen einen Shop der Ghibli-Studios (Studio in denen eine Menge bekannter japanische Zeichentrickfilme produziert werden, z.B. Tonari no Tottoro (siehe Bild), Prinzessin Mononoke, Chihiros Reise ins Zauberland, Das Wandelnde Schloss) mit.
Danach machten wir an einem Essensstand halt und Plauschten ein wenig mit der Verkäuferin. Sie erzählte uns, dass sie schon einmal in München und beim Schloss Neuschwanenstein (Richtig so! Das Original! Nicht Tokyo Disneyland…xD) gewesen war. Sie war wirklich sehr freundlich, bemühte sich zunächst Englisch zu reden. Wir aber antworteten hartnäckig auf Japansich und siehe da! Sie sprach Japanisch mit uns! ^^ Nebenbei fielen Erik und ich über die Mochis vom Stand her. mochis sind kleine gallertartige Reiskuchen mit Süßer-Rote-Bohnen-Paste gefüllt. oishiisou!!!! (yummi!!!!!)
oben links: Annika, Erik und ich beim Reinigungsritual
oben rechts: ein heiliger Baum
unten links: mehrere Toori (shintoistische "Toore") hintereinander als Abgrenzung eines Schreines
unten rechts: Teil des großen Schreines von Kamakura
Kamakura ist reich an shintoistischen Schreinen, einige kleine mitten zwischen zwei Häusern, die schönsten wohl versteckt in der Wildnis. Mittlerweile sind wir schon recht geübt in diesem shintoistischen Reinigungsritual. Während Shu mit husten beschäftigt war, stellte ich fest, dass ich den Geruch der Weihrauchstäbchen als äußerst angenehm empfinde – wer weiß, was für Kräuter da im Spiel sind… >.>‘‘
Langsam bekamen wir Hunger. Ich selbst hatte an diesem Morgen lediglich ein paar Schlückchen Milch getrunken und mich unterwegs neben dem Schirm mit ein paar Kombini-Keksen eingedeckt. Die Restaurants in Kamakura sind eindeutig überteuert! Wir versuchten es damit uns von den touristischen Hauptstraßen zu entfernen und fanden schließlich einen kleinen privaten Mise (Laden, wie auch immer man es nennen könnte) mit vertretbaren Preisen. Das untere Geschoss war bereits voll. Wir erfuhren, dass die Großeltern der Familie im oberen Stockwerk ebenfalls Essen zubereiten, und zwar ausschließlich Yaki-Udon. Aber warum nicht? ^^ Also gingen wir die schmale Treppe nach oben. Man kam sich vor, als würde man geradewegs in die Wohnung der Besitzer hereinspazieren. oO Es sah aus wie ein Wohnzimmer mit vielen kleinen Antiquitäten und selbstgemachten Dingen, wie Bilder, Schriftrollen, Schmuck und einem Fisch aus Löffeln und Pfannenwendern (kein Scherz).
Aber am skurrilsten waren die Gastgeber, die schon sehr alt zu sein schienen. Nach einer ganzen Weile fing dann irgendwann in der Küche etwas zu brutzeln an. Während die Frau bereits fleißig kochte, kam der ältere Herr nett lächelnd zu uns rüber gewatschelt und reichte uns mit seinen etwas tattrigen Händen Becher mit grünem Tee. Auch die Tabletts mit dem Essen wurden vom ihm langsamen Schrittes einzeln gebracht, sodass sich Keishiro sich irgendwann in Startposition stellte um das Essen abzufangen und zum Tisch zu tragen. Das Ganze brachte eine dermaßen persönliche Atmosphäre zustande, dass ich mich dort pudelwohl fühlte. Das Essen wurde mit viel Mühe zubereitet und schmeckte mal wieder absolut lecker! >_<
Mein Magen war wieder einmal absolut vollgestopft und das war auch gut so! Der folgende Marsch sollte nämlich ca. 5 Kilometer dauern. Und das nicht einfach so gerade aus. Zuerst ging es durch einige Gässchen Kleinstadt, in denen wir recht lustige Entdeckungen machten: eine „Konditrei“ (ohne „O“) namens „Glühwürmchenweg“ wo echter deutscher Kuchen gebacken wird; ein Würstchenstand, der deutschen Leberkäse verkauft, eine dumme Katze, ein Falke und zwei Eichhörnchen…wie man sieht, eine recht ländliche, naturbelassene Gegend. So ging es auch die nächsten Kilometer durch die naturbelassene bewaldete Berglandschaft, durch Tunnel und über Wanderpfade mit sehr viel lehmigem Matsch und vielen weiteren Eichhörnchen. Wir hangelten uns an Wurzeln hoch und runter, und wieder hoch…und wieder herunter… Da wir alle dank Erik zum Mittag aufgegessen haben, ist auch das Wetter besser geworden.
Nach einer ganzen Weile hatten wir wieder Beton und schließlich Asphalt unter unseren verdreckten und vermatschten Füßen. Unser Lohn für die ganze Mühe: der Daibutsu von Kamakura – die große berühmte Buddha-Statue...
rechts: seine Schuhe xD
links: Der Daibutsu persönlich
…und ein Eis. Wir beteten also eine Weile den großen Buddha an – dankten ihm dafür, dass wir es endlich überstanden hatten. Inzwischen war die Sonne schon dem Untergang begriffen…*dadadadahhhhhhhhh* (Tusch!)
Stimme aus dem Off: „Nami, das ist etwas zu theatralisch!“ <.<
Nami: „OK. Die Sonne ging unter. Wir gingen ans Meer. Und stellten uns da hin. Und guckten. …“
Stimme aus dem Off: „So nun auch wieder nicht!“
Nami: „ich zeig einfach das Bild...“
Der Rückweg führte mit der Bahn während des Sonnenuntergangs die Küste entlang. Ab und zu tauchte der Zug wieder in kleine Häuserreihen ein, kam wieder hervor und der Himmel gewann jedesmal ein bisschen mehr Abendröte, während Erik in seine kleine Traumwelt versank…