Sonntag, der 22. Februar
Für heute hat sich unser kleiner Toru etwas besonderes lassen. Diesmal war nämlich etwas an der Reihe, woran wir vorher noch gar noch gedacht hatten, und was auch nicht auf unserem Aktionsplan stand, welchen wir den Japanern vor unserem Aufenthalt hatten zukommen lassen.
Es ging nach Enoshima – um genau zu sein auf Enoshima.. Wie der Name schon sagt (Shima = Insel) handelt es sich um eine Insel (Bild oben: Enoshima im Hintergrund, davor der Überweg auf die Insel)…eine recht kleine Insel um genau zu sein. Unsere Truppe war umso größer. Mir ist zu Ohren gekommen, dass diese Insel auch einbeliebtes Ausflugsziel für Japaner ist. (Memo an mein Forschungsprojekt) Da heute Sonntag ist, war demnach auch ein reichliches Aufgebot an inländischen Touristen vorzufinden, vor allem Familien u.a. mit absolut niedlichen kleinen Kindern. Und mittendrin - eine buntgemischte Gruppe deutscher Japanologen und japanischer Germanisten...
Der Ort liegt am Meer und ist daher sehr von Fischerei geprägt. Überall werden leckere Fischdelikatessen angeboten…zu diesen fischverrückten Einheimischen zählen nicht nur die Japaner. Bis jetzt habe ich noch keine Küste erlebt, an der ich keine einzige Möwe entdeckt habe…aber hier in Japan scheint wirklich alles irgendwie anders zu sein. Ich zitiere ein Warnschild:
„とびはご注意下さい!“
Man könnte das abenteuerlich mit „Nehmen sie sich vor Tobi in Acht!“ übersetzen, aber nein…das ist kein Name! Tobi ist keine japanische Spezialität und auch keine Art von Stolpersteinen. Hier die eigentliche Übersetzung: „Vorsicht vor den Falken!“ oO Ja, da guckt man nicht schlecht, wenn der Himmel über einem mit Greifvögeln übersät ist. An Strand und Ufer wimmelte es außerdem von schwarzen Lebewesen...der Anblick erinnerte mich an die Robbenbänke in Dänemark. Jene Lebewesen waren aber nicht so aktiv wie diese hier. Beim genaueren Hinsehen erkannte man, dass diese herumhampelnden Wesen Surfer waren...oo
Ein kurzer Blick aufs Meer und danach einer direkt hinein - Wir stürmten ein Aquarium. Der Eintritt kostete pro Person stolze 2000 Yen (ca. 17 €). Leider hat es bei uns dann doch nicht für ein Gruppenticket gereicht, 20 Leute waren wir nun auch wieder nicht >.>‘‘. Eine wirklich interessante Ausstellung, mit metergroßen Riesenseespinnen und riesigen Fischschwärmen. (Bild links: Gennai hat Spaß!^^)
Für alle Einzelheiten hat die Zeit leider nicht gereicht, denn wir waren erstens noch im Vorort und nicht auf der Insel, zweitens hatten wir, wie es Japaner ausdrücken, „leere Bäuche“. Also suchten wir wieder ein bezahlbares Restaurant, wo es außer Fisch noch andere Dinge zu Essen gab. Ich probierte mich diesmal an einem beliebten aber einfachen und günstigeren Gericht: Curry-Reis. Zum Umfallen lecker aber irgendwie doch zu wenig, die Portion…aber nach einer Cola aus einem Getränkeautomaten und einem japanischen kurepu (Crepe) mit Extraportion Endorphinen (Banane-Schoko) war wieder alles in Butter. Wie man sieht passe ich mich hervorragend meiner Umgebung hier an. Alles ist erst einmal unwichtig, außer Essen!
Also…was macht man eigentlich auf Enoshima? Neben den Fischgerichten haben wir einige weitere Schreine besichtigt. Als wir uns für eine Postkarte durch ein zugerammschtes Souvenirlädchen kämpften, stießen wir auf einen älteren Herrn, der uns von einer Legende um Enoshima erzählte – Das klingt wie aus einem Pokémon Spiel – um genauer zu sagen, er versuchte uns davon zu erzählen. Als er das Wort „densetsu“ in den Mund nahm, verstanden wir endlich, was der Gute von uns wollte, nachdem er uns fragte, ob wir das „??? Von Enoshima“ kennen:
Da wäre so ein ??? im Meer vor Enoshima ??? was dann eines Tages ??? und deshalb ?????
Nami: „Eto, ???? …?“ (ich redete ein Wort nach, was wohl die vermeintliche Bezeichnung dieses Dingens da im Mehr gewesen war. Es klang wie Ningyou, für mich hieß das bis dahin noch „Maskottchen“ oo).
Meine Vermutung war aber: entweder Drache oder Meerjungfrau, da Japaner ja durchaus auch ihre eigenen Legenden von Meerjungfrauen haben, z.B. soll man unendlich lange leben, wenn man das Fleisch von Meerjungfrauen isst. In jedem Fall verriet uns das nette Onkelchen, dass das Dach des Enoshima Bahnhofs mit seiner Form an jene Legende erinnern soll. Nachträgliche Recherchen haben nun ergeben: ningyo mit kurzem „o“ heißt Meerjungfrau.Japaner sind also nicht nur gut darin Intentionen anderer von deren Gesichtern abzulesen, sie strahlen auch mit ihrer ganzen Art aus, was sie gerade beabsichtigen dem anderen mitzuteilen. Jene wissbegierige und mitteilungsfreudige Menschen sind mir auf dieser Reise die liebsten. Immerhin stand von dieser Sage in keinem unserer Prospekte etwas geschrieben und unsere Japanerlis konnten auch nix dazu sagen.^^
Nach dem Besuch eines Tempels (oder war es doch ein Schrein? = Shintoistisches Gebäude, Tempel = Buddhistischer Ort; ich werde darauf nachträglich noch einmal zurückkommen) auf einem Berg, der einen endlosen Treppenaufstieg erforderte (Bild links), lief uns auf dem Rückweg eine weitere Person dieser Art über den Weg. Ein älterer Herr um die 50 Jahre machte auf dem Fahrrad neben uns halt und begann unvermittelt English zu sprechen. Er fragte, ob er von jemandem von uns nicht die Adresse bekäme um mit uns Briefe zu schreiben…Jumpei (ein Japaner, das erklärt seinen sechsten Sinn und sein Feingefühl) merkte, dass das uns suspekt vorkam und wimmelte den guten mit der Begründung ab, Deutsche würden kein Englisch sprechen.